alljährlich werden im Januar nicht nur die Nominierungen für die Oscars bekannt gegeben (heute!). Auch die Jury des Theatertreffens teilt mit, welche zehn Inszenierungen im vergangenen Jahr auf den Bühnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz für besondere Begeisterung gesorgt haben. Wobei wir einschränkend sagen müssen: Es handelt sich um Produktionen, die bei der Jury des Theatertreffens einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben - Geschmacksfragen spielen da eine große Rolle, wie jeder weiß, der schon mal an einer Jurysitzung teilgenommen hat. 738 Inszenierungen standen zur Auswahl, das zeigt, welch breites Angebot es an den deutschsprachigen Häusern gibt. Schade ist allerdings, dass wieder mal die üblichen Verdächtigen aus Hamburg, Berlin, München das Feld dominieren. Oder radikale Produktionen wie "Sancta" von Florentina Holzinger, da musste man keine Prophetin sein, um zu wissen, dass eine Einladung nach Berlin erfolgen würde.
Wir würden uns ja wünschen, dass die Jury ihr Gesichtsfeld mal etwas erweitern und stärker die Häuser berücksichtigen würde, die in der sogenannten Provinz die allermeisten der deutschen Theaterzuschauer zuverlässig, aber einfallsreich mit Kultur versorgen. Und damit sind wir bereits mitten drin in den Veranstaltungen der nächsten Tage. Im Theater Bremen gibt es heute eine Uraufführung: das ganz fabelhafte Buch von Sven Pfizenmaier, "Draußen feiern die Leute" ist auf der Bühne im Kleinen Haus zu sehen. In der Schwankhalle feiert die Company Of Curious Nature am morgigen Freitag Premiere: "Resisting Bodies" heißt das Stück, das auch am Sonnabend und am Sonntag (und dann wieder Ende Februar) zu sehen ist. Und im Metropol-Theater singen und tanzen noch bis Sonntag die Nonnen im Musical "Sister Act".
Weiter geht's mit jeder Menge Musik. Am heutigen Donnerstag und am morgigen Freitag spielt die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen gemeinsam mit dem Pianisten Hyung-ki Joo Werke von Rachmaninow, Wagner und Sibelius. Das Early Boston Music Festival tritt am Freitag im Sendesaal unter anderem mit Giacomo Carissimis Oratorium "Jephte" auf. Am Sonntag um 17 Uhr stellt die Bremerin Lea Suter im Institut francais an der Contrescarpe ihr Debüt-Album vor, das Johann Sebastian Bach gewidmet ist. Sie spielt auf einem Adlung-Clavichord. Der Eintritt ist frei.
Wer lieber populären Klängen lauscht, könnte am Sonnabend im Meisenfrei richtig sein. Dort spielt die East Street Band Songs von Bruce Springsteen; ab 21 Uhr. Jazz mit dem Trio Rufus D ist dagegen, ebenfalls am Sonnabend, in der Chameleon Jazz Bar an der Humboldtstraße zu hören. Kaum haben die himmlischen Schwestern im Metropol-Theater zusammengepackt, rückt auch schon Frank'n'Furter mit seiner durchgeknallten Truppe an: Die "Rocky Horror Show" gastiert von Dienstag, 28. Januar bis einschließlich Sonntag, 2. Februar, feiert ihr 50-jähriges Jubiläum und ist auf jeden Fall forever young.
Und schwupps sind wir in der Abteilung bildende Kunst gelandet. In den Museen Böttcherstraße ist ab dem 25. Januar die Ausstellung "Camille Claudel & Bernhard Hoetger. Emanzipation von Rodin" zu sehen. In der Kunsthalle feiern sie am Freitag von 19.30 Uhr bis 3 Uhr am Sonnabendmorgen wieder den "Kunstrausch". Gleichzeitig findet die Eröffnung der Ausstellung "Schnittmenge" statt, bei der Holzschnitte zu sehen sind, die Studenten und Studentinnen der Hochschule für Künste angefertigt haben.
Wem das alles zu laut ist und zu viel, für den ist vielleicht die "Silent Reading Party" etwas. Zu der lädt die Logbuchhandlung in Walle am Dienstag, 28. Januar, ab 18.30 Uhr ein. Das geht so: Man bringt ein Buch mit, bestellt ein Getränk. Und dann liest man gemeinsam in einem Raum voller Bücher, aber jeder in seinem Buch. Ach ja, vorher schaltet man noch sein Mobiltelefon aus. Für viele ist das wahrscheinlich die Extremerfahrung der Woche.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Woche,
Ihre Iris Hetscher
Ressortleiterin Kultur
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